Innenraumgestaltung im Wandel: Zwischen FunktionalitĂ€t und Ästhetik

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Die AnsprĂŒche an InnenrĂ€ume haben sich grundlegend verĂ€ndert. Neben gestalterischer Ästhetik rĂŒcken FunktionalitĂ€t, Nachhaltigkeit und Raumgesundheit in den Fokus. Besonders im Zuge von Homeoffice und verĂ€nderten Wohnkonzepten mĂŒssen RĂ€ume heute multifunktional, effizient nutzbar und gleichzeitig atmosphĂ€risch gestaltet sein.

Zudem zeigt sich ein wachsendes Bewusstsein fĂŒr QualitĂ€t und Langlebigkeit. Innenraumgestaltung wird zunehmend als strategisches Element der Immobilienwertsteigerung verstanden: Laut einer Studie des Bundesinstituts fĂŒr Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) lassen sich durch gezielte Modernisierungen Wertsteigerungen von durchschnittlich 6–10 % erzielen – vor allem, wenn energetische und gestalterische Maßnahmen kombiniert werden.

Handwerkliche Perspektiven: Meinung eines Innenraumgestaltungsexperten

In der Diskussion um moderne Innenraumgestaltung werden oft Designer und Architekten genannt – doch die Umsetzung liegt beim Handwerk. Genau hier entstehen in der Praxis die Lösungen, die langfristig Bestand haben.

Timo Brand, GeschĂ€ftsfĂŒhrer von Profimaler Hamburg, schildert seine Erfahrungen aus dem Alltag eines Malerfachbetriebs. Er beobachtet, dass sich der Geschmack vieler Kunden in den letzten Jahren verĂ€ndert hat: „Viele Kundinnen und Kunden legen heute mehr Wert auf natĂŒrliche Materialien, klare Linien und dezente Farbakzente. Die Gestaltung soll hochwertig wirken, ohne aufdringlich zu sein – und sie muss nachhaltig sein.“

Ein Beispiel verdeutlicht diesen Wandel besonders gut: Bei der Sanierung einer 85 Quadratmeter großen Altbauwohnung in Hamburg-EimsbĂŒttel kam eine Kombination aus mineralischer Kalkfarbe und Lehmputz zum Einsatz. Dieses Vorgehen fĂŒhrte nicht nur zu einer optisch ĂŒberzeugenden Lösung, sondern auch zu messbaren Verbesserungen im Raumklima.

Der Anteil flĂŒchtiger organischer Verbindungen (VOC) konnte um mehr als 60 % gesenkt werden. Gleichzeitig profitierte der Bauherr von einer besseren Feuchtigkeitsregulation der WĂ€nde. Und das alles bei Materialkosten von rund 18 Euro pro Quadratmeter – ein Beweis dafĂŒr, dass sich hohe gestalterische und ökologische QualitĂ€t auch mit einem ĂŒberschaubaren Budget realisieren lĂ€sst.

Farbtrends und Materialwahl: Ausdruck von Zeitgeist

Farben und Materialien bestimmen die AtmosphĂ€re eines Raumes mindestens genauso stark wie Möbel oder Licht. Aktuelle Trends zeigen eine klare RĂŒckbesinnung auf NatĂŒrlichkeit, Ruhe und haptische QualitĂ€t. Im Wesentlichen lassen sich drei Richtungen erkennen, die in der Praxis hĂ€ufig kombiniert werden.

  1. Natur- und Erdtöne wie Sand, Ocker, SalbeigrĂŒn oder Terracotta erzeugen ein harmonisches, warmes RaumgefĂŒhl. Sie eignen sich besonders gut in Kombination mit natĂŒrlichen Materialien wie Holz, Stein oder Sichtbeton. Diese Farbtöne sind ideal fĂŒr Wohn- und Schlafbereiche, in denen eine beruhigende Wirkung gewĂŒnscht ist.
  2. Akzentfarben mit Tiefe wie Nachtblau, Anthrazit oder Bordeaux setzen bewusste Kontraste. Gerade in großen, hellen RĂ€umen können diese dunkleren Töne gezielt eingesetzt werden, um bestimmte Zonen optisch hervorzuheben – beispielsweise hinter einem Sofa, in einer Leseecke oder entlang einer KĂŒchenzeile.
  3. Mut zur Struktur wird zunehmend wichtiger. Glatte WĂ€nde werden durch strukturierte OberflĂ€chen ersetzt, die dem Raum Charakter und Tiefe verleihen. Lehmputz, Kalkspachtel, Mikrozement oder Vliestapeten mit fĂŒhlbaren Mustern verbessern zudem die Akustik und tragen zu einem angenehmen Raumklima bei.
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Besonders hilfreich bei der Materialwahl ist ein Überblick ĂŒber typische Eigenschaften, Pflegeaufwand und UmweltvertrĂ€glichkeit:

Materialtyp Raumklima Pflege Kosten (€/mÂČ) Ökobilanz
Lehmputz sehr gut (✓✓✓) mittel 15–25 sehr gut
Kalkfarbe gut (✓✓) leicht 5–12 gut
Dispersionsfarbe mĂ€ĂŸig (✓) sehr leicht 2–5 mittel
Vliestapete mit Struktur gut (✓✓) mittel 10–20 gut

 

Wer Wert auf gesunde Raumluft legt – etwa Familien mit Kleinkindern oder Allergiker – sollte auf diffusionsoffene, emissionsarme Materialien achten. Produkte mit Umweltzeichen wie natureplus oder Blauer Engel garantieren eine schadstoffarme Verarbeitung und nachhaltige Herstellung. Diese Zertifizierungen geben Sicherheit bei der Auswahl und helfen, das Raumklima langfristig zu verbessern – auch bei hĂ€ufiger Nutzung der RĂ€ume.

Struktur und Licht: Raumwirkung bewusst steuern

Farbe allein reicht nicht aus, um RĂ€ume harmonisch und funktional zu gestalten. Erst durch Struktur und Licht entfaltet ein Raum seine volle Wirkung – sei es durch akustische Verbesserungen, optische Tiefe oder gezielte Lichtstimmungen im Tagesverlauf.

Strukturelemente wie Wandpaneele aus Holz oder Akustikvlies helfen dabei, RĂ€ume visuell zu gliedern und gleichzeitig die Akustik zu verbessern. Sie schaffen wohnliche Zonen, die sowohl Ă€sthetisch als auch funktional ĂŒberzeugen. Besonders in offenen Grundrissen sind solche Elemente hilfreich, um ÜbergĂ€nge zwischen Wohn-, Ess- oder Arbeitsbereichen zu gestalten. Auch offene Regale, Wandnischen oder halbhohe Trennelemente strukturieren RĂ€ume ohne sie zu ĂŒberfrachten. Dabei lassen sich Funktion und Design harmonisch kombinieren – etwa durch gezielte Beleuchtung einzelner RegalfĂ€cher oder farbliche Absetzungen.

Bei der Lichtplanung empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen. ZunĂ€chst sollte der Lichtbedarf anhand der RaumgrĂ¶ĂŸe und Nutzung berechnet werden. Als Faustformel gelten 250 Lumen pro Quadratmeter fĂŒr WohnrĂ€ume und 500 Lumen pro Quadratmeter fĂŒr Arbeitsbereiche. Ein 20 mÂČ großes Wohnzimmer benötigt also etwa 5.000 Lumen Lichtleistung, um angenehm ausgeleuchtet zu sein.

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Im nÀchsten Schritt werden Lichtzonen definiert:

  • Grundbeleuchtung dient der allgemeinen Ausleuchtung, z. B. durch eine Deckenleuchte mit breiter Lichtstreuung.
  • Akzentbeleuchtung bringt Stimmung in den Raum – etwa ĂŒber Wandleuchten, LED-Spots oder hinterleuchtete WandflĂ€chen.
  • Funktionslicht ist gezielt einsetzbar, beispielsweise als Leselampe am Sofa oder als flexible Schreibtischleuchte.

Abgerundet wird ein zeitgemĂ€ĂŸes Lichtkonzept durch smarte Lichtsteuerungssysteme. Lösungen wie Philips Hue oder Casambi ermöglichen es, Lichtquellen per App oder Zeitsteuerung an Tageslicht, Nutzung oder Stimmung anzupassen. Vor allem in RĂ€umen mit mehreren Funktionen – etwa Wohnen und Arbeiten – sorgt diese Technik fĂŒr Komfort und Effizienz.

Multifunktionale RÀume: Antworten auf neue LebensrealitÀten

Die Anforderungen an InnenrĂ€ume haben sich verĂ€ndert. Besonders in StĂ€dten mĂŒssen RĂ€ume heute flexibel nutzbar sein – als Arbeitsplatz, RĂŒckzugsort, GĂ€stezimmer oder Hobbybereich. Mit durchdachter Gestaltung lassen sich mehrere Nutzungen harmonisch vereinen.

Im Wohnzimmer etwa kann eine Ecke zum Homeoffice umgewandelt werden. Akustikpaneele, Regale als Raumtrenner oder eine bewusst gewĂ€hlte Wandfarbe schaffen hier eine optische Abgrenzung, ohne den Raum zu verkleinern. Ein weiterer hĂ€ufiger Anwendungsfall ist das GĂ€stezimmer, das gleichzeitig als BĂŒro dienen soll. Hier bieten sich multifunktionale Möbel an, wie etwa ein Schlafsofa kombiniert mit einem Klapptisch und dimmbarer Beleuchtung.

Die folgende Übersicht zeigt bewĂ€hrte Produkte und Lösungen fĂŒr flexible Raumgestaltung:

Zweck Lösung Preisrahmen
Akustiktrennung Ecophon Solo Panels ab ca. 180 €/mÂČ
mobile TrennwĂ€nde Caimi Snowsound ab ca. 250 €
modulare Möbel USM Haller, String Systeme ab ca. 300 €
Lichtzonierung per App Casambi, IKEA Home Smart kostenlos bis ca. 150 €

 

Wichtig ist bei allen multifunktionalen Konzepten die visuelle KohĂ€renz. Materialien, Farben und LichtfĂŒhrung sollten trotz funktionaler Zonierung ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Andernfalls wirkt der Raum schnell ĂŒberladen oder unruhig. Eine einheitliche Grundfarbpalette, abgestimmte Texturen und wiederkehrende Gestaltungselemente sind daher entscheidend.

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Zusammenspiel von Design und Handwerk: Erfolgsfaktor Teamarbeit

Hochwertige Innenraumgestaltung ist heute das Ergebnis abgestimmter Zusammenarbeit. Architekt:innen entwickeln Konzepte, Designer:innen konkretisieren sie gestalterisch – und das Handwerk setzt sie um. Damit dieser Prozess gelingt, braucht es klare Strukturen und eine frĂŒhzeitige Abstimmung der Gewerke.

Ein bewĂ€hrter Ablauf fĂŒr die Planung komplexer InnenrĂ€ume beginnt mit dem Erstellen eines Moodboards. Hier werden Farben, Materialien, Lichtstimmungen und gestalterische Vorbilder gesammelt. Anschließend sollten Materialmuster eingeholt und auf Haptik, Farbe und Lichtreflexion geprĂŒft werden – idealerweise direkt im zu gestaltenden Raum.

Darauf folgt die Abstimmung der beteiligten Gewerke. Gerade bei Lichtkonzepten oder strukturierten Wandgestaltungen ist die Koordination zwischen Malern, Elektrikern und Tischlern essenziell. Ein Probelauf auf ein bis zwei Quadratmetern FlĂ€che kann helfen, Farbton, Materialwirkung und Beleuchtung im Zusammenspiel zu testen. Erst wenn alle Faktoren geprĂŒft und abgestimmt sind, erfolgt die endgĂŒltige Umsetzung mit abschließender Abnahme – idealerweise dokumentiert und inklusive Pflegeempfehlung fĂŒr die verwendeten Materialien.

Erfahrene Fachbetriebe wie Profimaler Hamburg begleiten diesen Prozess nicht nur technisch, sondern auch beratend. Sie bringen praktisches Wissen zur Verarbeitung, zur MaterialvertrĂ€glichkeit und zu bauphysikalischen Anforderungen mit ein – ein oft unterschĂ€tzter Beitrag zur QualitĂ€t des Gesamtergebnisses.

Fazit: Innenraumgestaltung als Spiegel moderner Werte

InnenrĂ€ume erfĂŒllen heute weit mehr als nur funktionale Zwecke – sie spiegeln Lebensstil, Haltung und Ă€sthetisches Empfinden wider. Die bewusste Auswahl von Materialien, eine durchdachte Lichtplanung und handwerklich prĂ€zise Umsetzung tragen entscheidend dazu bei, RĂ€ume zu schaffen, die sowohl alltagstauglich als auch gestalterisch ĂŒberzeugend sind. Nachhaltigkeit und QualitĂ€t spielen dabei eine immer grĂ¶ĂŸere Rolle – nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch im Hinblick auf Langlebigkeit und Werterhalt.

Aktuelle Entwicklungen zeigen deutlich, dass die Gestaltung von InnenrĂ€umen sich an drei zentralen Prinzipien orientiert: NatĂŒrlichkeit, FunktionalitĂ€t und handwerkliche Sorgfalt. Wer diese Aspekte miteinander verbindet, schafft RĂ€ume, die nicht nur optisch ĂŒberzeugen, sondern auch langfristig ihren Wert behalten. Handwerksbetriebe leisten dazu einen wesentlichen Beitrag – als erfahrene Partner in der Planung und verlĂ€ssliche Umsetzer im Detail.